ÄRZTE OHNE GRENZEN – „b.sides“

ÄRZTE OHNE GRENZEN – „b.sides“

IM ERSTEN freut sich auf Stefan Taubers Fotoausstellung

ÄRZTE OHNE GRENZEN –   „b.sides“

19. Juni – 1. Juli 2015

Eröffnung am 18. Juni, 19.30 Uhr

Öffnungszeiten 11 – 15 Uhr, und nach Vereinbarung

Fotoausstellung in Verbindung mit der TV Serie „Ärzte ohne Grenzen : Dem Leben verschrieben“

Im Rahmen der Dreharbeiten zu „Dedicated to Life“, einer TV-Serie, die 2013 in Zusammenarbeit mitServusTV und Ärzte ohne Grenzen entstanden ist, wurde mir bewusst, dass ich starke Eindrücke abseits der eigentlichen Dreharbeiten fotografisch festhalten wollte. Orte, die man kaum zu sehen bekommt, Menschen und Situationen, die ebenso alltäglich wie einzigartig sind. Gesichter, die unabhängig vom jeweiligen Kontext Geschichten erzählen. Pure, unverfälschte Momentaufnahmen der Situation. Die Bilder frieren einen Moment ein, der den Betrachter zu eigener Interpretation anregt. Abseits gängiger Medienberichterstattung, vorgezeichneter Klischees und pekuniärerInteressen aufgenommen, sollen diese Fotografien dem Betrachter die Chance geben, mit jenenTeilen unserer Welt in einen unvoreingenommenen, persönlichen Kontakt zu treten. Einen Kontakt,der normalerweise von kommunikativen und (in welcher Form auch immer) manipulativen Interessen dominiert wird.

Medienberichterstattung und eigene Erfahrungen verursachen eine gewisse Wahrnehmung von unterprivilegierten Mitmenschen und deren Lebensumständen. Diese Fotoserie soll einen Blickwinkel abseits der gewohnten Bilder und Wahrnehmungswelten eröffnen und Menschen in alltäglichen Situationen zeigen. Menschen, eingefangen in einem Sekundenbruchteil ihrer irdischen Existenz als Träger all ihrer Sorgen, Hoffnungen und Ängste. Geprägt von ihrem Umfeld und verwurzelt in den Umständen, in die sie geboren wurden und in denen sie jetzt leben.

Diese Fotos stellen einen gedanklichen Ausgangspunkt für den Betrachter dar. Das weitere assoziative und gedankliche Umfeld, darf, soll und muss vom Betrachter generiert werden. Es sind stille Momente, die den sie umgebenden Sturm erahnen lassen.

Bewusst habe ich die Ausstellung auf wenige Bilder limitiert, um den Wahrnehmungsfluten entgegenzuwirken, die in jeder Minute auf den westlichen Menschen einwirken und oft dessen Sinne verkleben. An vielen Orten, an denen diese Bilder entstanden sind, hat der Begriff  „Zeit“ eine völlig andere Bedeutung als bei uns. Dort wird unser gängiges Konzept von Zeit und Organisation nurrudimentär verstanden und gelebt. Auch deswegen entführen die Fotos den Betrachter in eine andere Welt.

Alle Bilder wurden auf Film fotografiert. Nur 12 Bilder pro Filmrolle, Mittelformat und der Film ist per Hand weiter zu transportieren. Eine technische Limitation der Möglichkeiten, die dem Geist dieser Ausstellungsserie entspricht.  Wenige Motive wählen, den Film entwickeln, Bilder aussuchen und anschließend scannen, danach visuell optimieren und auf sorgsam ausgesuchtes Papier ausdrucken.All diese Prozesse sind langsam, aufwändig und verlangen eine oftmalige Beschäftigung mit jedem einzelnen Bild. Das trägt mit dazu bei, den Bildern jenen Atem einzuhauchen, den sie verströmen.

Die Bilder dieser Serie wurden 2013 an verschiedenen Orten im Tschad, Südsudan, Kongo und Irak in Flüchtlingslagern, Dörfern und Krankenhäusern aufgenommen. Ärzte ohne Grenzen leistet an all diesen Orten großartige medizinische Nothilfe für die betroffenen Menschen. Ein Hauptanliegen dieser Ausstellung ist es, das Umfeld und die Adressaten dieser Hilfeleistungen den Betrachtern näherzubringen. Nicht als arme, leidende und hilfsbedürftige Opfer, sondern als stolze Menschen, die mit der jeweiligen Situation so gut als möglich umgehen, und das Engagement von Ärzte ohne Grenzen dankbar annehmen, unterstützen und in ihren Alltag integrieren.

Stefan Tauber